IAM MIA
Deutsch
de
App & Software
Hat dir das Erlebnis gefallen?

Hat dir das Erlebnis gefallen?

In der Entwicklung von Erlebnissen wird eine technischen Umgebung in in menschliche Vertrautheit und Gewohnheiten übersetzt. Dabei beginnt das Erlebnis mit der Vorstellung von Anwendungsszenarien (Use cases), die Nutzer benötigen, um bestimmte Ziele mit einem Computerprogramm zu erreichen. Das Ausfüllen von einem Formular kennen Menschen üblicherweise in Papierform mit einem Stift. Die Interaktion ist gelernt und geübt. Den wenigsten Menschen fällt das schwer. Mit dem Computer kommen auf den Nutzer andere Herausforderungen vor. Digitale Interaktionen hängen von anderen Faktoren ab, wie zum Beispiel dem Format des Ausgabemediums, der Helligkeit des Bildschirms oder der Internetverbindung.
User Experience geht über Look & Feel hinaus. Sie berücksichtigt ebenfalls die Faktoren Tonalität, Usability und Performance. Zudem nimmt User Experience auch Rücksicht auf die kulturellen und sozialpolitischen sowie rechtlichen Anforderungen. Das Thema Nachhaltigkeit und ein ökologisches Gleichgewicht spielen in den letzten Jahren ebenfalls eine größere Rolle in der Produktentwicklung. Die Gestaltung von Erlebnissen kennt kein endgültiges Ergebnis, sie entwickelt sich fortwährend mit ihren Abhängigkeitsfaktoren weiter. Im Mittelpunkt steht dabei immer der Endnutzer. Für wen wird dieses Produkt letztendlich gestaltet? Um diese Frage vorab zu klären zu können, entwickeln User experience designer mindmaps zu den ausgewählten Personas. In der Entdeckungsphase (discovery) liegt der Schwerpunkt vor allem auf dem Kennenlernen der Zielgruppe. Emphatisch versetzen sich Produktentwickler in die Rolle dieser Personen, versuchen so zu denken wie sie und zu fühlen wie sie interaktive Herausforderungen wahrnehmen.
Look & Feel
Ein ansprechendes und angenehmes Design sorgt dafür, dass der Nutzer gerne Zeit aufwendet, um sich mit einer Anwendung zu beschäftigen. Dabei ist zu beachten, dass Look & Feel eine Einheit bilden. Wird der Nutzer ständig durch Fehlermitteilungen in seinen Interaktionen unterbrochen, wird ein Bild assoziiert, dass das jeweilige Anwendungserlebnis unangenehm erscheinen lässt. Von solchen negativen Eindrücken lenkt ein hübsch gestaltetes Interface nicht ab, im Gegenteil das Erscheinungsbild leidet nachhaltig darunter und wird weniger ansprechend wahrgenommen. Es entsteht das Bild – Mehr Schein als sein. Ein Computerprogramm lässt sich gut mit dem Bau eines Hauses vergleichen. Das Fundament muss das Richtige sein, ansonsten wird das Haus auf kurz oder lang in sich zusammenfallen und sämtlichen Inhalt unter Bauschutt begraben. Erlebt ein Besucher solch ein Worst-Case Scenario, dann wird er oder sie in Zukunft schön aussehende Häuser womöglich meiden, weil das Vertrauen in die Architektur und Bausubstanz des Hauses fehlt. Das gute Gefühl hat daher eine sehr hohe Priorität in der Produktentwicklung. Auf das Produkt und seine Funktionen muss Verlass sein. Es darf nichts abstürzen oder Inhalte ungefragt entfernt werden.
Tonalität
Ein Computerprogramm muss mit dem Nutzer kommunizieren und im Dialog bleiben. Das Sprachangebot ist grundlegend wichtig, jedoch ist die Tonalität wesentlich entscheidender. Abhängig von der Zielgruppe ist die jeweilige Ansprache sowie die Art und Weise der Kommunikation. Das Sinus-Institut hat mittels des Sinus-Milieu-Modells eine Einteilung von Gesellschaftsschichten entwickelt. Von hoch ökonomisch bis in den Bereich niedriges Einkommen können Personas eingeordnet und ein gewisser Sprachstil zugeordnet werden, der Aufschluss über die Verwendung innerhalb einer Anwendung geben kann. Handelt es sich bei der Anwendung um eine Datenbank zu ökonomischen Fakten, dann sollte ein klarer und eindeutiger Sprachstil Verwendung finden. Eine Plattform, die Spiele und Rätsel für Kinder und Jugendliche anbietet, kann hingegen viel umgangssprachlicher und verspielter ausfallen. Klarheit und Transparenz sollten im digitalen Erlebnis jedoch immer eine Rolle spielen, vor allem wenn es darum geht die Privatsphäre von Nutzern und die Sicherheit ihrer Daten zu gewähren.
Usability
Das Anwendungserlebnis ist sehr stark abhängig von den genutzten Ausgabemedien. Ein großer Desktopbildschirm erlaubt ein Computerprogramm großflächig und hochauflösend abzubilden. Hier kann auch ein wesentlich größerer Funktionsumfang eine Rolle spielen. Bei Desktopanwendungen sitzt der Nutzer an einem Schreibtisch vor dem Computerbildschirm und gibt Befehle über Tastatur und Maus ein. Viele Geräte lassen sich auch über Sprachbefehle bedienen. Ein kleines Smartphone bietet dem Nutzer ein viel eingeschränktes Sichtfeld und die Bedienbarkeit mit Hilfe von Touch und Swipe Bewegungen fällt ebenfalls schwieriger aus, da Nutzer versehentlich andere interaktive Bereiche berühren könnten. Die Lesbarkeit von Inhalten stellt ebenfalls eine Herausforderung dar, verschiedene Zielgruppen haben unterschiedliche Lesegewohnheiten und Sehstärken. Wahrnehmungen visueller Inhalte, wie Bildergalerien,  Informationsgrafiken oder Werbebanner sind individuell unterschiedlich und sollten in regelmäßigen Abständen verpestet werden. Eine Form von Nutzertest ist das A/B Testing, bei dem einer Gruppe von Nutzern die Version A und einer anderen Gruppe die Version B angeboten wird. Anhand von Eye-Tracking und dem Aufzeichnen von Klickmomenten sowie der individuellen Verweildauer innerhalb einer Anwendung können User Experience Designer erkennen, welche Version mehr Akzeptanz bei einer Nutzergruppe findet. Allgemein lassen sich tendenzielle Verbesserungsmöglichkeiten beobachten. Zum Thema Barrierefreiheit für Nutzer mit Anwendungseinschränkung beschäftigt sich der Bereich User Experience ebenfalls. Was passiert mit dem Produkt, wenn Nutzer X die Inhalte per Voice-Control abruft?
Performance
Ausschlaggebend für eine erfolgreiche User Experience ist natürlich die Performance einer Anwendung. Muss der Nutzer minutenlang darauf warten bis Inhalte geladen werden, dann fällt die Absprungrate höher aus. User Experience Designer und Entwickler überlegen daher im Vorfeld, welcher Bereiche bereits im Hintergrund geladen werden könnten. Gestalter müssen die Inhalte so aufbereiten, sodass diese bei einer langsamen Internetverbindung ebenfalls schnell genug geladen werden können. Systeme sollten niemals überlastet werden, wenn der Nutzer mehrere Interaktionen kurz nacheinander ausführt und dadurch mehrere Prozesse auslöst. Kommt es dennoch zu Verzögerungen, dann sollte das System den Nutzer auf dem Laufenden halten, auf was er oder sie warten soll. Es gilt – je stabiler eine Anwendung läuft, desto höher fällt das Vertrauen in das Produkt aus. Das mobile Datenvolumen ist mittlerweile sehr schnell und wird kostengünstiger, sodass mehrere Geräte gleichzeitig mit dem Internet verbunden sein können und diese auch untereinander miteinander kommunizieren können. Dennoch herrschen noch nicht in allen Teilen der Welt diese Bedingungen, weshalb digitale Anwendungserlebnisse immer mit dem Gedanken entwickelt werden sollten, Inhalte so reduziert und schlank wie möglich zu gestalten.
Zusammenfassung
Die Gestaltung digitaler Anwendungen konzentriert sich nicht nur auf die offensichtlichen Bereiche. Im Hintergrund müssen die technischen Abläufe ebenfalls gestaltet und effizient geplant werden. Darüber hinaus zielen die Entwicklungen immer wieder auf das Empfinden der Nutzer ab, jedes Erlebnis wird durchdacht und Worst-Case Scenarios werden vorausschauend begutachtet. Die Bandbreite an Nutzern soll sich jederzeit abgeholt fühlen und Gewohnheiten selbstständig entwickeln können. Die Reise des Nutzers beginnt in seinem Alltag.