Ist Canva eine ernstzunehmende Alternative zu Adobe InDesign?
Die Entstehungsgeschichte von dem Australischen Startup Unternehmen Canva begann 2007 mit der Entwicklung einer Software für das Erstellen von Jahrbüchern. Die Gründerin Melanie Perkins unterrichtete diverse Grafikprogramme wie Adobe Photoshop oder InDesign, dennoch stellte sie fest, dass der Lernerfolg der Anwendung ziemlich viel Zeit und Praxis in Anspruch nahm.
Mittlerweile steht die Canva App mit ihrem Funktionsumfang in Konkurrenz zum Marktführer Adobe. Mit Canva lassen sich Kommunikationsmedien für den Druck und für das Web problemlos und relativ kurzer Zeit umsetzen. Die Ausgabemedien können sogar von Laien erstellt werden, die von Gestaltung wenig Ahnung haben. Adobes Produktpalette ist wesentlich komplizierter in der Umsetzung.
Anwendung
Adobe Programme sind für zeitaufwändige Tutorials bekannt. Der Marktführer hat einen enorm großen Pool an Experten, die Beispielanwendungen auf YouTube oder auf den Adobe Kanälen demonstrieren. Die Anwendungen sind oftmals sehr speziell, aber die Auswahl an Tutorials ist so vielfältig, dass fast für jede Gestaltungsanforderung Beispiele gefunden werden können. Als Gestalter kommt man um die Verwendung von Adobe Programmen nicht herum, da sie die Industrie wesentlich mitgestalten. Für die Bildbearbeitung kommt Adobe Photoshop zum Einsatz, für das Erstellen von Katalogen und Magazinen ist Adobe InDesign vorgesehen und für die Entwicklung von Vektorgrafiken verwenden Gestalter das Zeichenprogramm Adobe Illustrator. Neuere Programme, die zur Produktpalette von Adobe hinzugekommen sind, sind Adobe XD und Adobe Animate.
Funktionsumfang
Adobe InDesign und Canva können als App auf dem Desktopcomputer heruntergeladen werden. Canva funktioniert auch als Web App im Browser. Die Dokumente werden in der Cloud gespeichert und von der Speicherkapazität können bis zu 100 GB Daten abgelegt werden. Medien wie Bilder, Icons und Videos können zu einer Bibliothek in Canva problemlos per Drag and Drop hinzugefügt werden. Es gibt jedoch keinerlei Hinweise, ob Dateien dazu führen, dass die Dokumente eventuell zu groß werden und sich das negativ auf den Export bzw. das Versenden von Dateien auswirken könnte. In Adobe InDesign sieht der Gestalter, welche Dateien zu groß werden und Schwierigkeiten in der Darstellung und in der Übertragung von Daten verursachen könnten. Adobe InDesign erlaubt die Platzierung und Optimierung von Bildinhalten im Layout, die gemeinsam mit allen abhängigen Formaten wie dem Einsatz von Schriftfamilien exportiert werden können. Die Exportfunktion gleicht dem Verpacken. Der PDF-Export läuft in beiden Programmen ähnlich ab, hingegen hat Adobe noch mehr Komprimierungsmöglichkeiten und Feinheiten zu technischen Einstellungen. Canva konzentriert sich auf die minimalsten Anforderungen im Dateiexport.
Canva hat den großen Vorteil gegenüber InDesign, dass Teamkollegen direkt an den Erzeugnissen editieren und kommentieren können und somit Anpassungen gleichzeitig dokumentiert werden. Zudem erlaubt Canva die Integration von Apps wie Typeform, Hubspot, Instagram oder YouTube, die für die Planung und Veröffentlichung von Kommunikationsmaterialien relevant sind. Der Inhaltsplaner von Canva ist ein besonderes Feature, das Teams erlaubt Inhalte zeitlich zu planen und zu bestimmten Terminen zu veröffentlichen.
Adobe InDesign konzentriert sich allein auf das Erstellen von Layouts für Print- und Webanforderungen. Die Kontrolle von Abständen zum Seitenrand und zwischen Elementen kann über diverse Rastereinstellungen in InDesign vorgenommen werden. Es können ebenfalls verschiedene Mastertypen für das Layout entwickelt werden, wie zum Beispiel Intro, Index, Overview und Outro. Canva ist für die Entwicklung von Design Systemen eher ungeeignet, da der Umgang mit dem Layout zu frei ist. Es fehlen die Masterebenen, auf denen festgelegt werden kann wie sich Elemente auf Seiten anordnen können und sollen, damit das Design stimmig und konsistent bleibt. Als Gestalter kann man mit Canva über ein paar bestimmte Zwischenlösungen Konsistenz beibehalten, hingegen lässt sich die Herangehensweise meist nicht an einen Teamkollegen ohne Erklärung weitergeben. Proportionen von Bildelementen können in Adobe InDesign ebenfalls sauberer angelegt werden. In Canva können die Größen der Bilder zwar direkt manipuliert werden, jedoch ist es schwierig gerade Werte bei den Angaben zu erreichen.
Der größte Unterschied zwischen den beiden Layoutprogrammen liegt darin, dass in Adobe InDesign Elemente mit Absatz- und Zeichenformaten definiert werden können, was vergleichbar mit CSS Angaben für HTML-Elemente ist. Die Formate können einmalig angepasst werden und das überträgt sich dann automatisch auf das gesamte Dokument. In Canva müssen Anpassungen manuell vorgenommen werden. Dabei kann es passieren, dass je nach Erfahrung und visuellem Blick zu mehreren Änderungsschleifen kommen kann, was sich nachteilig auf den Veröffentlichungszeitraum auswirken kann. Am schnellsten fallen einem Gestalter auf, wo etwas im Layout nachgezogen werden muss. Ein Laie kann dabei schnell den Überblick verlieren und nicht alle visuellen Schwachstellen wie abweichende Abstände oder verschiedene Schriftgrößen mit schwer lesbaren Formaten finden. Der Umgang mit Canva muss genau wie bei Adobe InDesign geübt sein. Die Lernkurve ist bei Canva hingegen durch die fehlende Komplexität der Funktionen kürzer.
Kostenpunkt
Adobe kann man mittlerweile als ein monatliches oder jährliches Abo buchen und auch jederzeit wieder kündigen. Es gibt Rabatte für Studenten und Bildungseinrichtungen, dennoch sind die Programme von Adobe eher kostspielig. Am günstigsten fährt man als Gestalter, wenn man mehrere Programme von Adobe regelmäßig verwendet, dann lohnt sich der monatliche Kostenaufwand von 59 Euro. Canva ist kostenlos nutzbar und es gibt für professionelle Nutzer die Möglichkeit die bezahlten Versionen Pro und Enterprise zu verwenden, die einen größeren Funktionsumfang haben und zudem kostenlose Stockmaterialien enthalten. Preislich liegen die monatlichen Ausgaben für Canva zwischen 11 und 27 Euro. Allgemein kann man Vorlagen in Adobe Programmen und in Canva kostenlos und kostenpflichtig verwenden. Beide Communities sorgen für eine sehr große Auswahl mit diversen Anforderungen. Tutorials bieten oftmals ebenfalls Vorlagen und inhaltliche Materialien an, die frei bearbeitet werden können. Vorteil beider Anbieter ist, dass die Abos monatlich kündbar und somit besser finanziell planbar sind.
Zusammenfassung
Canva ist definitiv ein ernst zunehmendes Grafik Design Programm, das auf dem Markt kostenlos verfügbar ist. Aktuell gibt es jedem Nutzer die Möglichkeit ohne Kenntnisse in Grafik Design Kommunikationsmaterialien wie einen Flyer für den Druck oder eine digitale Präsentation zu erstellen. Dennoch bietet Canva noch nicht den professionellen Ansatz, den ein gelernter Grafiker mit Programmen wie InDesign anwendet. Als Grafiker muss man sich bei Canva mit Abstrichen in der Gestaltung zufrieden geben, vor allem weil man weniger Kontrolle über die einzelnen Elemente wie Bild und Text hat und deren Eigenschaften im Druck oder Web nicht direkt optimieren kann, sondern dafür wieder auf professionelle Programme zurückgreifen muss. Auch Design Systeme lassen sich mit Canva schwieriger realisieren, was die Designs mit der Zeit sehr wiederholt aussehen lässt. Für schnelle und unkomplizierte Veröffentlichungen, vor allem in den sozialen Kanälen ist Canva hingegen einfach in der Bedienung und in der Ausgabe von verwendbaren Materialien ziemlich zielführend.